Janine Dürst
Die Teenagerin sorgt bei den Armbrustschützen für Furore.
Bild: bas
Rolf Böni beim Wässern des Mooses.
Amden Amden ist im Besitz einer ganz besonders schönen Krippe. Jedes Jahr strömen mehrere Tausend Besucher ins Bergdorf, um diese zu besichtigen. Sigrist Rolf Böni obliegt die Verantwortung für das Kunstwerk. Wer die Ammler Pfarrkirche in der Weihnachtszeit betritt, wird von sanften Weihnachtsklängen begrüsst. Das Ohr nimmt die Musik wahr, doch das Auge schweift unweigerlich auf eine Krippe, so breit wie die Kirche selbst. Da stehen Tannen, Föhren und Fichten grün und frisch, als hätten sie Wurzeln. Ein umgeknickter Baumstamm und verschiedene Altholzstücke, verwittert und vom Wetter gebleicht, bilden eine Landschaft, als befänden sich die Besucher auf der Alp. Mittendrin stehen die Figuren. Aus Holz geschnitzt, mit Farbe zum Leben erweckt und, wo es angebracht ist, mit Gold ausgeschmückt. Kein Zweifel, hier handelt es sich um ein ganz besonderes Bijou. Sigrist Rolf Böni wässert das Moos. Noch vor wenigen Tagen ist dieses unter Schnee gelegen und musste zuerst aufgetaut werden. Gesammelt sei es aber bereits im September geworden. «Eigentlich beschäftigen wir uns mit der Krippe, sobald der Frühling den Schnee verdrängt und die grünen Matten zum Vorschein kommen», gesteht er. «Wir», das sind Rolf Böni, Beat Gmür und einige Helfer. Auf Wanderungen halten sie stets die Augen offen, auf der Suche nach Naturmaterialien. Seit vor 21 Jahren zum ersten Mal die Krippe aufgestellt wurde, sah sie nie gleich aus. Mal dienten Teile eines ausrangierten Bergstalls als Kulisse, mal waren es überdimensionierte Kamele. Dieses Jahr stehe unter dem Motto «Wintersturm», weiss Böni. Dabei hätten sie Bäume verwendet, die dem Sturm Vivian zum Opfer fielen.
Die aus Zirbelholz im Südtirol hergestellten Figuren werden jeweils von Pfarrer Victor Buner platziert. Der habe das richtige Feingefühl, ist Böni überzeugt. Pfarrer Buner gehört zu den Initianten der Krippe, ebenso der ehemalige Sigrist Erich Sax und Beat Gmür. Letzterer sei bis heute der eigentliche Krippenarchitekt. Böni sieht sich als ausführende Person, den Praktiker, der mit seinem Aebi die Bäume transportiert und die baulichen Massnahmen in die Hand nimmt. Dieses Jahr hat er den Königen ein Podest erstellt, damit diese optimal im Bild platziert sind. Es scheint, als wären sie auf einem Säumerpfad unterwegs zum Christuskind. Drei Wochen dauert der Aufbau. Während dieser Zeit wird die sonntägliche Messe in die St. Anna-Kapelle verlegt. Erst am 24. Dezember öffnet sich die Türe in der Pfarrkirche, und das neue Meisterwerk kann bestaunt werden. Die Leute würden jeweils anstehen, freut sich Böni. Mehrere Tausend Besucher ziehen im Januar nach Amden. Sogar carweise strömen die Krippenliebhaber ins Bergdorf. Dieser Interessentenansturm ist ganz im Sinn von Thomas Exposito, Geschäftsführer von Amden-Weesen Tourismus. Die Krippe sei in dieser Zeit eine der Hauptattraktionen. Positiv sei vor allem, dass auf diese Weise viele Gäste das erste Mal nach Amden kämen und mit guten Eindrücken nach Hause zurückkehrten. «Es ist wichtig, dass neue Gäste Amden kennenlernen und dann auch zu einer anderen Jahreszeit wieder kommen», betont er. So würden die Gastwirtschaften und andere Tourismusbetriebe indirekt von den Krippenbesuchern profitieren. Rolf Böni unterbricht das Wässern, schaut auf und erklärt: «An den Abenden ist die Krippe am schönsten.» Wenn die Lichtlein brennen, es draussen dunkel ist und sich eine mystische Stimmung über die liebevoll gestaltete Landschaft legt. Dann lebe die Weihnachtsgeschichte jeden Tag von neuem auf, lade ein zum Innehalten und Staunen. Die Krippe kann bis am 28. Januar täglich besichtigt werden.
Barbara Schirmer
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