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Sonntag, 29. Januar 2023
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Die Stimmbürger haben vor acht Jahren entschieden, der Massenzuwanderung einen Riegel zu vorzuschieben. Seither steht in der Schweizerischen Bundesverfassung: «Die Schweiz steuert die Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern eigenständig.»... weiterlesen
SKY:«The Last of Us» Kritiker wie auch Fans sind sich einig: «The Last of Us» ist das erste Serienhighlight des Jahres und hat den Fluch gebrochen, dass Videospielverfilmungen Müll sein müssen (wir erinnern uns noch mit Schaudern an den... weiterlesen
Ich bin manchmal ein sehr einfaches Gemüt. Wenn irgendwo «Sex» draufsteht, klicke ich drauf. So wie neulich, als mir ein Newsportal eine Pushnachricht beschert, in der die Rede von einem neuen Schweizer Film ist, in dem so viel Sex zu sehen.. weiterlesen
Sophia L.* war drei Jahre lang alkoholabhängig. Symbolbild: Adobe Stock
Zuerst nur ganz leise, dann immer lauter regte sich in Sophia L.* der Wunsch, ihre Mitmenschen für das Thema Alkoholismus zu sensibilisieren. Mit uns sprach sie über die Sucht und das Leid, welches mit der Abhängigkeit einhergeht. Sie sprach aber auch von Hoffnung.
Region Sie ist Mitte 30, arbeitet in ihrem Traumberuf, liebt ihre Haustiere und ist seit kurzem verheiratet. Und sie ist trockene Alkoholikerin: Sophia L.* aus dem Raum See& Gaster. Sie hat sich bei uns auf der Redaktion gemeldet, um ihre Geschichte mitzuteilen. «Ich glaube, dass noch viel mehr Menschen an Alkoholismus leiden, als man denkt. Denen will ich mit meiner Geschichte Mut machen.» Dass dies anonym passieren musste, erklärt sich wohl von selbst. «Mir würden viele Nachteile entstehen, wenn ich meine Krankheit an die grosse Glocke hängen würde», sagt sie. Und Alkoholismus ist eine Krankheit, das betont Sophia gleich zu Beginn des Gesprächs. «Ich habe mir das nicht ausgesucht und es hat nichts mit meinem Willen zu tun. Ich bin krank und der Alkohol war für mich eine Art Selbstmedikation, um mit meinen Problemen klar zu kommen.»
Sophia L. leidet seit ihrer Kindheit unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat deshalb mit immer wiederkehrenden Depressionen zu kämpfen und empfindet sich fast ständig nur als Belastung für ihr Umfeld. Ihre «Trinkerkarriere», wie sie es nennt, ist erst drei Jahre alt. Trotzdem hat Sophia mit körperlichen Folgen – Bauchspeicheldrüsenentzündung, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisproblemen – zu kämpfen. Heute ist sie genau 168 Tage trocken. 168 Tage, in denen ihre Sucht ganz oft versucht hat, ihren Verstand zu besiegen.
Angefangen hat alles mit einem Spetzli mit Arbeitskollegen. «Ich hatte bei meiner früheren Stelle enormen Druck und lief geradewegs in ein Burnout», sagt die 35-Jährige. Um mit dem Stress klar zu kommen, entschied sie eines Tages, sich ein kleines Bierchen zu genehmigen. Die Wirkung setzte sofort ein. «Ich fühlte mich unbeschwerter und dieses Gefühl wollte ich danach immer wieder.» Sie wurde schnell ziemlich trinkfest und brauchte zum Erreichen dieses unbeschwerten Zustandes bald grössere Mengen an Alkohol. «Ich war so unfassbar schnell süchtig, das kann ich heute noch kaum glauben.» Aus einem Bier wurden mehrere, bevor sie überhaupt Feierabend machte. Am Abend kam noch Wein dazu. Ihr Mann wurde skeptisch und fragte plötzlich: «Ist das nötig, dass du jeden Abend zwei Gläser Wein trinkst?». Vom Bier am Nachmittag wusste er nichts. «Da wurde mir klar: Ich muss meinen Konsum verheimlichen.» Darin wurde sie immer erfinderischer. Ihre Alkoholfahne verriet sie aber ein ums andere Mal. «Irgendwo habe ich dann gelesen, dass man weissen Wodka wohl weniger stark riecht.» Das war der Zeitpunkt, zu dem Sophia auf den «harten Stoff» umstieg. Mit schwerwiegenden Folgen. «Der Wodka löste bei mir innerhalb weniger Stunden Entzugssymptome aus.» Zittern, Herzrasen und die panische Frage: «Habe ich noch genügend Alkohol im Haus, um bis morgen früh über die Runden zu kommen?» lagen an der Tagesordnung. Bald musste sie sogar in der Nacht aufstehen, um gegen die Entzugssymptome anzutrinken. Ihren Job hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon verloren.
Sophia L. konnte nicht mehr ohne Alkohol. «Mein Alltag bestand nur noch darin, Alkohol zu besorgen, zu trinken, das Leergut zu entsorgen und das Trinken zu verheimlichen.» Aus einschlägigen Foren wusste sie, dass ein kalter Entzug für einen Alkoholiker tödliche Folgen haben kann. Dreimal war sie deshalb schon für mehrere Wochen in der Entzugsklinik. Meist machte sie diesen Schritt aber nicht aus eigenem Willen, sondern ihrem Mann und ihrer Familie zuliebe. Lange hat ihre Trockenheit – wohl auch deshalb – nie angehalten. «Es ist verrückt. Ich wusste, dass ich nach nur einem Glas Wein die Kontrolle verlieren würde, dennoch dachte ich nach einigen Tagen oder Wochen der Trockenheit, dass ich es schaffen würde, dieses Mal nicht in die Sucht abzurutschen.» Für sie, die sich immer für eine intelligente Frau gehalten hatte, ein Paradoxon. «Ich konnte meiner Sucht absolut nichts entgegenstellen. Jedes noch so kleine Problem in meinem Leben liess mich zur Flasche greifen.» Und jeder Rückfall liess die junge Frau noch deprimierter und verzweifelter zurück. «Manchmal schaffte ich es nicht einmal mehr ins Bett und schlief einfach auf dem Sofa ein. Einmal wachte ich sogar neben dem WC wieder auf und wusste nicht mehr, wie ich da hingekommen war.» Ihr Mann drohte ihr immer wieder, sich von ihr zu trennen. Erst, als er zum Paargespräch in der Klinik vorbeigekommen war und erkannt hatte, dass Sophia unter einer Krankheit und nicht an Willensschwäche litt, wurde er verständnisvoller.
Nichts und niemand, da war sich Sophia L. irgendwann sicher, konnte sie je von ihrer Sucht heilen. Bis sie den Weg in eine Selbsthilfegruppe fand. Sie ging zu den anonymen Alkoholikern (AA). «Dort wurde ich verstanden. Alle nickten wissend, wenn ich erzählte, dass ich den Wein im Gebüsch im Garten versteckt hatte. Dass ich manchmal frühmorgens verzweifelt auf der Suche nach dem am Abend zuvor im Suff versteckten Alkohol suchte. Und dass ich es herbeisehnte, dass mein Mann zur Arbeit ging, damit ich in Ruhe saufen konnte.» Unter Alkoholikern konnte sie sich all dies von der Seele reden, ohne den vermeintlich tadelnden Blick eines Arztes. Dieses absolute Verständnis und ein zurückerlangter Glaube an Gott halfen ihr auf dem Weg der Genesung. Unterdessen arbeitet sie wieder, geht regelmässig in Meetings der AA und behält das Zitat eines AA-Freundes immer im Hinterkopf: «Alkohol löst alles auf. Jobs, Bankkonten, Ehen, Führerausweise; nur eines löst er nicht: Probleme.» Und was Sophia am Ende des Gesprächs unbedingt noch loswerden wollte: «Wenn ihr betroffen seid: Sucht euch Hilfe. Ihr könnt es schaffen, aber ihr schafft es nicht allein.»
*Name von der Redaktion geändert
Von Martina Michel
Sophia L.* war drei Jahre lang alkoholabhängig. Symbolbild: Adobe Stock
Zuerst nur ganz leise, dann immer lauter regte sich in Sophia L.* der Wunsch, ihre Mitmenschen für das Thema Alkoholismus zu sensibilisieren. Mit uns sprach sie über die Sucht und das Leid, welches mit der Abhängigkeit einhergeht. Sie sprach aber auch von Hoffnung.
Region Sie ist Mitte 30, arbeitet in ihrem Traumberuf, liebt ihre Haustiere und ist seit kurzem verheiratet. Und sie ist trockene Alkoholikerin: Sophia L.* aus dem Raum See& Gaster. Sie hat sich bei uns auf der Redaktion gemeldet, um ihre Geschichte mitzuteilen. «Ich glaube, dass noch viel mehr Menschen an Alkoholismus leiden, als man denkt. Denen will ich mit meiner Geschichte Mut machen.» Dass dies anonym passieren musste, erklärt sich wohl von selbst. «Mir würden viele Nachteile entstehen, wenn ich meine Krankheit an die grosse Glocke hängen würde», sagt sie. Und Alkoholismus ist eine Krankheit, das betont Sophia gleich zu Beginn des Gesprächs. «Ich habe mir das nicht ausgesucht und es hat nichts mit meinem Willen zu tun. Ich bin krank und der Alkohol war für mich eine Art Selbstmedikation, um mit meinen Problemen klar zu kommen.»
Sophia L. leidet seit ihrer Kindheit unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat deshalb mit immer wiederkehrenden Depressionen zu kämpfen und empfindet sich fast ständig nur als Belastung für ihr Umfeld. Ihre «Trinkerkarriere», wie sie es nennt, ist erst drei Jahre alt. Trotzdem hat Sophia mit körperlichen Folgen – Bauchspeicheldrüsenentzündung, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisproblemen – zu kämpfen. Heute ist sie genau 168 Tage trocken. 168 Tage, in denen ihre Sucht ganz oft versucht hat, ihren Verstand zu besiegen.
Angefangen hat alles mit einem Spetzli mit Arbeitskollegen. «Ich hatte bei meiner früheren Stelle enormen Druck und lief geradewegs in ein Burnout», sagt die 35-Jährige. Um mit dem Stress klar zu kommen, entschied sie eines Tages, sich ein kleines Bierchen zu genehmigen. Die Wirkung setzte sofort ein. «Ich fühlte mich unbeschwerter und dieses Gefühl wollte ich danach immer wieder.» Sie wurde schnell ziemlich trinkfest und brauchte zum Erreichen dieses unbeschwerten Zustandes bald grössere Mengen an Alkohol. «Ich war so unfassbar schnell süchtig, das kann ich heute noch kaum glauben.» Aus einem Bier wurden mehrere, bevor sie überhaupt Feierabend machte. Am Abend kam noch Wein dazu. Ihr Mann wurde skeptisch und fragte plötzlich: «Ist das nötig, dass du jeden Abend zwei Gläser Wein trinkst?». Vom Bier am Nachmittag wusste er nichts. «Da wurde mir klar: Ich muss meinen Konsum verheimlichen.» Darin wurde sie immer erfinderischer. Ihre Alkoholfahne verriet sie aber ein ums andere Mal. «Irgendwo habe ich dann gelesen, dass man weissen Wodka wohl weniger stark riecht.» Das war der Zeitpunkt, zu dem Sophia auf den «harten Stoff» umstieg. Mit schwerwiegenden Folgen. «Der Wodka löste bei mir innerhalb weniger Stunden Entzugssymptome aus.» Zittern, Herzrasen und die panische Frage: «Habe ich noch genügend Alkohol im Haus, um bis morgen früh über die Runden zu kommen?» lagen an der Tagesordnung. Bald musste sie sogar in der Nacht aufstehen, um gegen die Entzugssymptome anzutrinken. Ihren Job hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon verloren.
Sophia L. konnte nicht mehr ohne Alkohol. «Mein Alltag bestand nur noch darin, Alkohol zu besorgen, zu trinken, das Leergut zu entsorgen und das Trinken zu verheimlichen.» Aus einschlägigen Foren wusste sie, dass ein kalter Entzug für einen Alkoholiker tödliche Folgen haben kann. Dreimal war sie deshalb schon für mehrere Wochen in der Entzugsklinik. Meist machte sie diesen Schritt aber nicht aus eigenem Willen, sondern ihrem Mann und ihrer Familie zuliebe. Lange hat ihre Trockenheit – wohl auch deshalb – nie angehalten. «Es ist verrückt. Ich wusste, dass ich nach nur einem Glas Wein die Kontrolle verlieren würde, dennoch dachte ich nach einigen Tagen oder Wochen der Trockenheit, dass ich es schaffen würde, dieses Mal nicht in die Sucht abzurutschen.» Für sie, die sich immer für eine intelligente Frau gehalten hatte, ein Paradoxon. «Ich konnte meiner Sucht absolut nichts entgegenstellen. Jedes noch so kleine Problem in meinem Leben liess mich zur Flasche greifen.» Und jeder Rückfall liess die junge Frau noch deprimierter und verzweifelter zurück. «Manchmal schaffte ich es nicht einmal mehr ins Bett und schlief einfach auf dem Sofa ein. Einmal wachte ich sogar neben dem WC wieder auf und wusste nicht mehr, wie ich da hingekommen war.» Ihr Mann drohte ihr immer wieder, sich von ihr zu trennen. Erst, als er zum Paargespräch in der Klinik vorbeigekommen war und erkannt hatte, dass Sophia unter einer Krankheit und nicht an Willensschwäche litt, wurde er verständnisvoller.
Nichts und niemand, da war sich Sophia L. irgendwann sicher, konnte sie je von ihrer Sucht heilen. Bis sie den Weg in eine Selbsthilfegruppe fand. Sie ging zu den anonymen Alkoholikern (AA). «Dort wurde ich verstanden. Alle nickten wissend, wenn ich erzählte, dass ich den Wein im Gebüsch im Garten versteckt hatte. Dass ich manchmal frühmorgens verzweifelt auf der Suche nach dem am Abend zuvor im Suff versteckten Alkohol suchte. Und dass ich es herbeisehnte, dass mein Mann zur Arbeit ging, damit ich in Ruhe saufen konnte.» Unter Alkoholikern konnte sie sich all dies von der Seele reden, ohne den vermeintlich tadelnden Blick eines Arztes. Dieses absolute Verständnis und ein zurückerlangter Glaube an Gott halfen ihr auf dem Weg der Genesung. Unterdessen arbeitet sie wieder, geht regelmässig in Meetings der AA und behält das Zitat eines AA-Freundes immer im Hinterkopf: «Alkohol löst alles auf. Jobs, Bankkonten, Ehen, Führerausweise; nur eines löst er nicht: Probleme.» Und was Sophia am Ende des Gesprächs unbedingt noch loswerden wollte: «Wenn ihr betroffen seid: Sucht euch Hilfe. Ihr könnt es schaffen, aber ihr schafft es nicht allein.»
*Name von der Redaktion geändert
Von Martina Michel
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