Tobias Jensen
stellt sein Debütalbum «What Needs to Be Said» in der Rotfarb Uznach vor.
Zogen in Backstube und Laden stets am gleichen Strick. Mägi und Fredy Huber mit Mutter Maria (ganz r), Sohn Rinaldo und Tochter Jasmine mit ihren Partner und Kindern.
Eine Ära geht zu Ende. Fredy und Mägi Huber verabschieden sich am 31. August von ihrer Kundschaft in Gommiswald – standesgemäss mit Gipfeli, süssen und salzigen Leckereien. Wehmut, Dankbarkeit und Vorfreude auf eine Mütze mehr Schlaf schwingen beim Goodbye der Bäckerfamilie mit.
Gommiswald Es sind eigentlich nur Zahlen und Fakten und doch drücken sie aus, was der Abschied der Familie Huber von ihrer Bäckerei bedeutet: 135 Jahre Beck Huber in Gommiswald. Damals die erste Bäckerei im Dorf. 33 Jahre «Dreamteam» Fredy und Mägi Huber-Schmucki. Sie als vife Chefin und herzliche Gastgeberin im Laden, er als kreativer Gestalter in der Backstube, als Bäcker-Konditor mit Leib und Seele. Fünf innovative Bäckergenerationen – zusammen mit Tochter Jasmine und Sohn Rinaldo. Kurz gesagt: Eine Familie, ein Lebenswerk. Eines, das mehr ist als Brot und Gebäck, Pralinen und Zuckerwerk. «Schade, dass ihr aufhört. Wir werden euch vermissen», so der Tenor der Kundschaft in diesen Tagen. Bei allem Abschiedsschmerz ist eines gewiss: Auf feine Backwaren wird man im Dorf in Zukunft nicht verzichten müssen. Mike Wick übernimmt den Laden am Dorfplatz 6 – und auch einige Gommiswalder Spezialitäten wird es weiterhin geben.
Für das «Gommiswalder Extra», wie zum Beispiel Russenzopf, Birnweggen oder Nusstorten, werden Jasmine und Rinaldo zuständig sein. Sie arbeiten auch unter dem neuen Besitzer mit – und kreieren eben diese unverwechselbaren Gaumenfreuden, die so viele immer wieder in den Laden locken. Tradition und Innovation wurden bei Beck Huber immer grossgeschrieben. In den Jahren und Jahrzehnten habe sich auch das Catering-Geschäft und der Take-away-Bereich erfreulich entwickelt, betont die Familie. Zum gesellschaftlichen Wandel und der Nachfrage nach Essen über «d’Gass» kamen auch technische Neuerungen und wachsende Anforderungen in der Lehrlingsausbildung hinzu. Diese Herausforderungen packten Mägi und Fredy Huber stets mit Elan an. «Meine Eltern haben sehr gerne gearbeitet», betont Jasmine und ergänzt, «sie haben ihr Bestes gegeben und meine Mutter hat die Kunden geliebt!»
Vater Fredy lobt seinerseits den Nachwuchs: «Ohne unsere Kinder wäre es nicht gegangen. Sie haben uns immer unterstützt.» Berufsstolz, Arbeitsmoral und Kundenfreundlichkeit waren und sind gelebte Worte im Gommiswalder Backwarengeschäft. Betriebsferien gab es nie, aber trotzdem versuchten Mägi und Fredy das Familienleben im und neben dem Geschäft zu gestalten. Heute sind es bereits die Enkelkinder, die als kleine Helfer im Laden und in der Backstube – und sogar auf der Brot-Tour – mit von der Partie sind. Selbst für die Kleinen ist die Pensionierung der Grosseltern und die Geschäftsübergabe Thema. Jasmines Buben fragten unlängst: «Grosi, müssen wir in Zukunft das Brot bezahlen?» Man merkt es der Familie an, sie sieht der Betriebsaufgabe mit lachendem und weinendem Auge entgegen. Konkrete Pläne für die Pension haben Fredy und Mägi noch keine geschmiedet. «Einzig eine Ferienwoche mit der ganzen Familie ist geplant», verkündet die gute Seele des Ladens. «Aber natürlich freuen wir uns darauf, mal am Abend entspannt eine Einladung annehmen zu können und am Morgen etwas auszuschlafen.» Und Fredy fiebert auf mehr Zeit in der Natur und im Garten hin; und schmunzelnd auf Hockey-Matches, die nicht in einer quasi Freinacht und dem nahtlosen Gang um Mitternacht in die Backstube münden. An den etwas anderen Rhythmus werden sich die beiden wohl erst gewöhnen müssen. Aber auch das schaffen sie. Gemeinsam.
Am 31. August ist definitiv Schluss und darum gehört dieser Tag dem ausgiebigen «Adieu» und den Gesprächen mit den treuen Kundinnen und Kunden. «Am Morgen möchte ich die Gäste mit Kaffee und Gipfeli empfangen und dann gibt es im Laufe des Tages sicher immer wieder kleine Leckereien», plaudert Mägi Huber aus dem Nähkästchen. Zwischendurch darf es auch ein Bierchen oder eine süffige Bowle sein. Hauptsache ungezwungen und gesellig. Am darauffolgenden Tag beginnt dann bereits das Ausräumen, damit Beck Wick einziehen kann. Zumindest eine Verkaufstheke wird schon in der ersten Septemberwoche – wenn der Laden eine kleine Auffrischung erfährt – draussen stehen. Neben Jasmine und Rinaldo setzen weitere langjährige Mitarbeitende unter Mike Wick ihre Arbeit in Laden und Backstube fort. Engagiert und offen für die Veränderungen. Alle Beteiligten sind sehr froh über den Erhalt des Geschäfts und die Zukunft als Filiale der Bäckerei Wick. Fredy Huber legt die Hand aufs Herz: «So kann auch ich mit gutem Gewissen aufhören und mit Mägi den Ruhestand geniessen.» ⋌pd
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