Thomas Wildberger
betreibt die einzig noch geblieben Schweizer Holzwollefabrik in Wattwil.
Roger Meier leitet den Freizeitpark Atzmännig. Trotz eines bescheidenen Winters mit wenig Schneetagen fällt die Bilanz nicht so schlecht aus. Im Atzmännig glaubt man schon lange an eine Zukunft mit Sommer- und Wintertourismus.
Roger Meier, der Winterertrag 2023 fällt mit 20 Prozent erneut bescheiden aus. Wie reagiert Ihr Unternehmen darauf?
Darauf hat unser Unternehmen schon vor über 45 Jahren reagiert. Deshalb haben sich die Sportbahnen Atzmännig seit 1977 vom reinen Skigebiet zum Ganzjahresbetrieb gewandelt, bei welchem seit über 20 Jahren die Sommersaison die Kernsaison ist.
Worauf ist der minimale Jahresgewinn von rund 13’000 Franken zurückzuführen?
Die Fragestellung müsste eigentlich umgekehrt lauten: Wie schafft es eine nicht subventionierte und zu einhundert Prozent eigenerwirtschaftete Seilbahnunternehmung, trotz vier Monaten Betriebsausfall, aufgrund des fehlenden Winters, keinen Verlust zu erwirtschaften?
Gut, andersrum gefragt, wie haben Sie es geschafft, keinen Verlust zu machen?
Zum einen sind wir noch immer in der Gewinnzone trotz quasi vier Monaten ohne Betrieb. Zum anderen ist es für eine Seilbahn wie uns, welche ohne Beiträge von der Gemeinde, dem Kanton oder dem Bund auskommen muss, nicht selbstverständlich, überhaupt Gewinn zu erzielen. Dann haben wir noch hohe Abschreibungen aus Projekten getätigt, was uns für spätere Investitionen wieder zugutekommt. Schlussendlich fehlt uns natürlich aus dem sehr mageren Wintergeschäft rund eine halbe Million Franken Ertrag.
Welche Auswirkungen wird die Räumungsverfügung des Campingplatzes für die Sportbahnen Atzmännig AG haben?
Also an allererster Stelle hat es massive persönliche Auswirkungen auf die treuen langjährigen Dauermieter. Es sind Teilexistenzen, die entzogen werden. Neben hohen emotionalen, sind es auch finanzielle Werte, welche diesen Personen entrissen werden. Aber ja, auch für uns wird ein Teil der 50-jährigen Geschäftstätigkeit einfach so entzogen. Wir sind also mit einer Situation konfrontiert, wo wir nicht einmal mehr Bestandsgarantie in der Geschäftstätigkeit haben. Inwiefern es sich auf Arbeitsplätze auswirkt, wird die Zukunft weisen.
Wie sieht es mit dem finanziellen Verlust aus?
Fakt ist, dass uns garantierte Einnahmen von 180'000 Franken fehlen. Ebenfalls kommen auf uns durch diesen Entscheid, schätzungsweise nochmals rund 200'000 Franken Räumungs- und Instandsetzungskosten zu. Auf fünf Jahre beziffert, wird der finanzielle Schaden bei über einer Million Franken sein.
Gibt es bezüglich Camping-Standort schon Lösungen?
Nein. Wir haben insgesamt 192 Jahresplätze. 74 gehen verloren. Diese Parteien müssen, Stand heute, bis Ende Mai 2025 den Platz geräumt haben.
Gibt es im sommerlichen Freizeitbereich Neuerungen in diesem Jahr?
Ja die gibt es. Es wird eine neue Attraktion «Atzmännig Loop» geben, welche Ende Mai betriebsbereit sein müsste. Es handelt sich dabei um eine Motorschaukel mit hängendem Doppelsitz.
Haben Sie ein persönliches Highlight für den Sommer?
Auch das haben wir. Mit dem Verein Atzmännig Kultur haben wir eine magische, zauberhafte und einzigartige Kulturlocation geschaffen. Seit dem 1. Mai findet bis Ende Oktober, jeden Mittwoch das Familien- und Kinderprogramm «Kunterbunt» statt. Die Premiere war genial und neben leuchtenden Kinderaugen sind auch die Erwachsenen irgendwie verzaubert.
Und zum Schluss: Was bietet der Atzmännig, was andere nicht haben?
Es ist das «komplett Sorglospaket» aus einer Hand. Anreise, Parkplatz, ein Freizeit- und Erlebnisangebote für jedes Alter, Gastronomie und spezielle Übernachtungen. Neu gesellt sich noch Kultur dazu. Dies alles an einem Ort auf einem Platz und zudem in Gehdistanz. Dies lässt dem Besucher die Wahl, erst vor Ort zu entscheiden, was man tun möchte. Zudem stellen wir für Gruppen, Vereine, private Feierlichkeiten, Firmen usw. massgeschneiderte Angebote zusammen und betreuen diese entsprechend. Andreas Lehmann
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