Alexandra Marty
aus Kaltbrunn hat ihr Hobby das Wandern zum Beruf gemacht.
Die Energiekosten für die Bevölkerung in See und Gaster steigen im 2023. Beim Strom ist’s klar, wie die Preiserhöhungen aussehen. Der Gaspreis bleibt schwierig zu fassen.
Komplex sind sie, die Ausführungen zu Preismechanismen und Beschaffungs- und Verteilwegen, welche die Energie-Fachleute am vergangenen Donnerstag in der Aula des Schulhaus Haslen in Uznach erklären. Eingeladen zur Frage «Wie steht es um die Energieversorgung mit Strom und Gas in der Schweiz und in der Region?» hat die FDP Uznach.
Uznach Für Infos aus Bundesbern ist Nationalrätin und Ständeratskandidatin Susanne Vincenz-Stauffacher da. Sie ist Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates (UREK-NR). Für die Region und übers Gas spricht Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth AG, Ausführungen zum Strom kommen von Stephan Steiner, Geschäftsführer der Elektrizitätswerk Uznach AG. Worte wie Mangellage, Fragilität und Abhängigkeit werden von den Referenten an diesem Abend oft bemüht.
Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) schreibt in seiner Lagebeurteilung vom 1. November 2022: «Die Versorgung der Schweiz mit Erdgas ist derzeit gesichert». Im nahen Ausland scheinen die Gasspeicher gefüllt zu sein, so der Bericht weiter: «Aktuell liegt der europäische Durchschnitt der Erdgas-Speicherbefüllung bei ca. 94 Prozent.» Auch Ernst Uhler kann dies bestätigen und betont: «Die notwendige Menge an Energie für den kommenden Winter ist beschafft.» Aus dem Schneider sind wir national, regional und lokal gedacht, jedoch nicht. Die Schweiz besitzt keine Gasspeicher, was uns abhängig vom Goodwill unserer Nachbarn macht. In der Region Obersee kommt noch ein anderes Problem hinzu: Aufgrund der geografischen Lage am Ende des Gasnetzes würden wir eine vom Bundesrat angeordnete reduzierte Gaslieferung als eine der Ersten zu spüren bekommen. Falls sich der Ukraine-Krieg weiter verschärft und die Solidarität im nahen Ausland gegenüber der Schweiz ausbleibt, kann das fragile Gleichgewicht schnell verloren gehen und die Gaslieferungen in unser Land würden sich allenfalls empfindlich verringern. Wenn das Gas knapp wird, komme ein Vier-Stufen-Plan mit Sparappellen, Umschaltung von Zweistoffanlagen von Gas auf Öl, Einschränkungen für gewisse Anwendungen und schliesslich Kontingentierung zum Tragen, so Steiner. Auch beim Strom würden bei einer sich verschärfenden Mangellage Massnahmen getroffen – bis hin zur Netzabschaltung für einige Stunden.
Die derzeit tiefen Gaspreise dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Preisgestaltung im 2023 ganz anders aussehen kann und sehr wahrscheinlich auch wird. Anders als beim Strompreis, der für Haushalte lediglich einmal jährlich zum Jahreswechsel angepasst werden darf, können Gasversorger bei hohen und volatilen Preisen die Tarife schlimmstenfalls auch monatlich anpassen. Im Elektrizitätsbereich ist die ElCom Aufsichtsbehörde mit umfassenden Kompetenzen. Im Gegensatz zur ElCom kann der Preisüberwacher beim Gas nur (verschärfte) Empfehlungen aussprechen.
Ein kritisches Auge ausschliesslich auf die Preispolitik der Energiedienstleister zu werfen, wäre aber falsch. Auch die Konsumentenseite ist in der Energiekrise in der Pflicht. Stephan Steiner nennt in diesem Zusammenhang die Grosskunden ab Verbrauch von 100'000 kWh/Jahr. Viele von ihnen haben sich die im Zuge der Strommarktliberalisierung zugestandene Freiheit genommen, ihren Strombedarf auf dem freien Markt zu günstigen Tarifen zu besorgen. Nun wollen sie angesichts der Preisexplosion wieder zurück in den «Schoss» der Grundversorgung. Dies sei jedoch Rosinenpickerei, betonte Susanne Vincenz-Stauffacher. Steiner ergänzte: «Und es schafft Probleme bei der Bereitstellung der nötigen Volumen». Aber auch Private sind gefordert. Energiespartipps gibt es aktuell überall zu finden. Deckel auf der Pfanne, Stosslüften und Zurückschrauben der Heizung. Denn: Die beste Energie ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen.
Gabi Corvi
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