Erika Spencer
die Wattwilerin präsentiert ihr erstes Album live im Toggenburg.
Der Einsatz von CarElvetia begann vor mehr als 20 Jahren mit der persönlichen Betroffenheit von Karl und Idda-Marie Kempf-Delacôte. Als sie zum wiederholten Male nach Rumänien reisten und immer wieder zum Teil katastrophale humanitäre Situationen vorfanden, beschlossen sie, zu helfen.
Schänis Ihre Betroffenheit setzte das Schänner Ehepaar in Tatkraft um und organisierte unbürokratisch die ersten Transporte mit Hilfsgütern nach Rumänien. Nach und nach folgten ganze Einrichtungen für Schulen, Kindergärten und Spitäler. Aus diesen bedarfsgerechten Unterstützungen und grosser Eigeninitiative ist in zwei Jahrzehnten eine etablierte Stiftung mit klaren Strukturen und einem gut funktionierenden Netzwerk – insbesondere zu Ordensleuten und sozialen Einrichtungen im Land - entstanden.
Nebst der Bewältigung von Krisensituationen, wie der Beschaffung von Grundnahrungsmitteln, Schuhen und Kleidern oder der Instandstellungen von Gebäuden und der Zurverfügungstellung von Schulmaterial, bekämpft CarElvetia heutzutage ganz bewusst die oft sehr komplexen Ursachen der Armut der Roma-Bevölkerung. Die Roma sind in der rumänischen Bevölkerung gesellschaftlich und auch räumlich an den Rand gedrängt. Familien hausen in ehemaligen Kolchose-Ställen, den Erwachsenen fehlt es an Arbeit und den Roma-Kindern wird oft die Schulbildung verwehrt.
Bildung ist jedoch (überlebens)wichtig, um Perspektiven für die jungen Roma zu schaffen und um aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Dank der Zusammenarbeit mit innovativ und kreativ wirkenden Ordensschwestern ist in der ärmlich lebenden Schicksalsgemeinschaft von rund 700 Personen ein Kindergarten und eine Schule für Unterstufenkinder eingerichtet worden. Hier profitieren die Kinder von der Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu lernen, aber auch von der Ausgabe warmer Mahlzeiten.
Nebst dem Engagement für die Roma ist es der generelle Einsatz für mittellose rumänische Familien, welche Karl Kempf antreibt. Klar im Mittelpunkt steht ebenso die Zukunft der Jungen. So startete beispielsweise die Arbeit in der Berufsschule in Pildesti vor etwa 16 Jahren mit einigen wenigen Schülern, welche von einem Pater in handwerklichen Arbeiten angelernt wurden. Heutzutage werden mehr als 170 Studierende in diversen Lehrgängen zum Zimmermann, Installateur, Baufachmann, zur Verwaltungsfachperson oder zu Pflegerinnen und Pfleger ausgebildet. «An der Berufsschule Pildesti wird in den Abschlussklassen auch eine Matura angeboten. Rund 80 Prozent der Studierenden besteht diese», erzählt Karl Kempf und ergänzt stolz: «Dies ist rund 7,5 Prozent mehr als der Landesdurchschnitt in Rumänien».
Aus dem Kreis der Maturanden schaffen es einige sogar ins Stipendienprogramm von CarElvetia. Ihnen wird so ein Studium an einer universitären Fakultät in Iasi und Bacau ermöglicht. Zurzeit profitieren 13 junge Männer und Frauen von dieser Chance, sich weiterzubilden und sich noch mehr für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren.
Einige von diesen gut ausgebildeten Fachleuten werden in der Zukunft im Ausland arbeiten. Wie die Krankenschwester, welche so die Ausbildung ihrer Brüder in der Heimat finanzieren konnte. Andere wiederum bleiben in Rumänien, finden eine Anstellung oder machen sich erfolgreich selbstständig, denn versierte Fachkräfte sind in Ostrumänien rar. Es kommt immer wieder vor, dass ehemalige Studentinnen und Studenten sich nebenberuflich als Lehrkräfte an der Berufsschule engagieren. Viele davon tun dies auch unentgeltlich, weil sie dankbar sind für die erhaltene Chance und nun ihrerseits einen Beitrag zur Entwicklung ihrer Gesellschaft leisten wollen. Solche Erfolgsgeschichten illustrieren, wie diese nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe durch die Projekte von CarElvetia angestossen werden.
Karl Kempf schöpft aus dem persönlichen Kontakt zu den Menschen vor Ort seine Motivation zum Weitermachen. So reist er immer noch regelmässig ins Land und spricht mit den Projektbeteiligten über ihre aktuellen Bedürfnisse – notabene in Rumänisch, das er mittlerweile gut beherrscht. Tatkräftig unterstützt in Sachen Organisation wird der Stiftungsgründer von seinen vier Kindern. Seine Ehefrau Idda-Marie ist vor etwas mehr als fünf Jahren verstorben.
Die Hindernisse scheinen manchmal unüberwindbar und nachhaltige Ergebnisse können nur mit einem langen Atem und viel Flexibilität erzielt werden. Karl Kempf bringt die Wirkung seiner Organisation auf den Punkt: «Unser Einsatz lohnt sich, wenn ich sehe, wie sich die Lebensbedingungen der Gemeinschaften verbessert haben und die jungen Menschen, die ich treffe - so auch mein rumänischer Göttibub -, hoffnungsvoll über ihre Zukunft sprechen höre.»
Gabi Corvi
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