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Samstag, 28. Mai 2022
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Bald pensioniert: Markus Brändle leitete das Solino 20 Jahre lang. Bild: mar
Da Markus Brändle in den Ruhestand geht, übergab er die Leitung über das Seniorenzentrum Solino in Bütschwil an Ralph Rütsche. Die Toggenburger Zeitung sprach mit dem ehemaligen Solino-Leiter über die Vergangenheit und die Zukunft des Seniorenzentrums.
Bütschwil Herr Brändle, Anfang Oktober übergaben Sie die Leitung des Seniorenzentrums an Ralph Rütsche. Noch sind Sie dort anzutreffen. Muss der Ruhestand noch etwas warten?
Bütschwil Markus Brändle: Es war so geplant, dass mein Nachfolger am 1. Oktober übernimmt und ich noch bis Ende Oktober bleibe. Im Moment schliesse ich noch einige Projekte ab. Morgen ? an meinem letzten Arbeitstag ? wird an einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung des Solino über den Baukredit des Neubauprojekts «Solino Plus» abgestimmt. Es freut mich, dass ich da noch dabei sein kann.
Sie haben das Solino 20 Jahre lang geleitet. Wie sind Sie zu diesem Posten gekommen?
Es war ein absoluter Glücksfall. Ich war Gemeindepräsident von Jonschwil und kandidierte im Herbst 2000 als Stadtpräsident von Gossau. Da ich nicht auf zwei Hochzeiten tanzen wollte, gab ich als Gemeindepräsident von Jonschwil den Rücktritt. Kurz vor der Wahl zog ich meine Kandidatur in Gossau allerdings wieder zurück. So hatte ich plötzlich gar nichts mehr. Daraufhin kam das Solino auf mich zu. Aus politischer Sicht war es schmerzhaft, aber für mein Naturell und meine Fähigkeiten war die Stelle im Solino viel geeigneter. Heute darf ich sagen, dass es ein Traumjob war.
Und werden Sie jetzt wieder politisch aktiv?
Nein, ich war Gemeindepräsident und Kantonsrat. Die Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte, haben mir als Solino-Leiter oftmals geholfen, aber ich vermisse die aktive Politik überhaupt nicht.
Was hat sich beim Solino in den letzten 20 Jahren verändert?
Als ich die Leitung übernahm, war es ein klassisches Alters- und Pflegeheim. Dann haben wir es mit dem qualitativen Ausbau der Dienstleistungen und Infrastruktur zu einem regionalen Seniorenzentrum gemacht. Heute hat es 100 Bewohnende, 130 Mitarbeitende, wovon 20 Lernende sind und 50 Freiwillige. Die Ausbildung von jungen Berufsleuten, insbesondere auch von dipl. Pflegefachpersonen, war mir stets wichtig.
Wenn Sie jetzt noch einmal am Anfang Ihrer Tätigkeit als Leiter des Solino stehen würden: Was würden Sie anders machen?
Ich war oft ein Visionär, der stets einen Schritt vorausdenken und handeln wollte. Allerdings habe ich bei einigen Projekten etwas zu viel Energie verpufft. Mit den Jahren bin ich mehr zum Realist geworden.
Inwiefern wird sich das Solino in den nächsten Jahren verändern?
Die Ansprüche der Leute an ein Seniorenheim haben sich stark gewandelt und werden sich in Zukunft noch weiter verändern. Die Vorkriegsgeneration war sehr genügsam. Die Babyboomer haben allerdings andere Bedürfnisse. Sie wollen möglichst lange selbständig und selbstbestimmend sein und nur bei Bedarf auf ausgewählte Dienstleistungen zurückgreifen. Darauf muss man jetzt reagieren, sonst hat man bald ein leeres Haus. Mit dem Projekt «Solino Plus» werden die vorgelagerten Angebote weiter ausgebaut. Es sollen Pflegewohnungen entstehen, in denen die Leute schon wohnen können, bevor sie Pflegedienstleistungen benötigen. So können sie auch in ihren eigenen vier Wänden bleiben, wenn sie Pflege benötigen. Mit diesen Bedürfnissen und der Umsetzung des Bauprojektes wird sich mein Nachfolger Ralph Rütsche befassen müssen.
Fiel es Ihnen schwer, die Leitung über das Solino abzugeben?
Eine gewisse Wehmut ist vorhanden. Doch die Freude überwiegt. Die Corona-Pandemie hat da auf jeden Fall geholfen, um loslassen zu können. Ich will die Erfahrung nicht missen, aber die letzten eineinhalb Jahre haben mich phasenweise auch an meine Grenzen gebracht. Die ständige Unsicherheit, die schnell wechselnden Massnahmen, die Isolationen und Besuchsverbote waren für alle ? Bewohnende und Mitarbeitende ? sehr belastend.
Hat sich die Situation rund um das Virus unterdessen beruhigt?
Beruhig schon, aber es ist nach wie vor ein grosses Thema, vor allem im Hinblick auf das Impfen und Testen. Und es gibt immer wieder positive Corona-Fälle und auch Personal, das ausfällt. Zudem ist die Spaltung, die man in der Gesellschaft aufgrund der Massnahmen erlebt, auch beim Personal zu spüren. Die Leute sind zum Teil ausgebrannt. So schlimm wie im letzten Jahr ist es aber zum Glück nicht mehr.
Gab es in den letzten 20 Jahren ähnliche Herausforderungen?
Nein, die Pandemie war führungsmässig die grösste Herausforderung meiner beruflichen Tätigkeit. Es gab lange Tage und schlaflose Nächte. Ausserdem gab es kein Handbuch, das sagte, wie man handeln sollte. Gleichzeitig war es aber auch die spannendste Zeit. Wir konnten viel Erfahrung sammeln und haben gemerkt, dass der Betrieb im Notfall auch mit vielen Einschränkungen möglich ist. Besonders erfreut war ich über das Vertrauen, das uns die Bewohnenden und Angehörigen entgegenbrachten und über den grossartigen Einsatz der Mitarbeitenden und vieler Freiwilliger.
Was haben Sie unternommen, um das Personal zu motivieren?
Wir haben versucht, den Mitarbeitenden in dieser schwierigen und unberechenbaren Zeit möglichst viel Wertschätzung entgegenzubringen, unter anderem indem wir kleine Anerkennungen verteilt haben. Zudem genehmigte der Verwaltungsrat einen Corona-Bonus, also einen zusätzlichen Geldbetrag für alle Mitarbeitenden.
Haben Sie schon konkrete Pläne für den Ruhestand?
Zuerst will ich einfach einmal den Ruhestand erfahren. Dazu gehe ich ab Montag für einige Tage ins Kloster Disentis. Ich habe in meinem Leben viel und sehr gerne gearbeitet. Einige andere Lebensbereiche kamen dabei aber etwas zu kurz. Ich hatte Angebote für Mandate, die ich übernehmen könnte. Aber ich habe alles zurückgestellt. Stattdessen möchte ich mehr Zeit für mich und für die Beziehungspflege mit meiner Familie, den Grosskindern, Freunden und Bekannten aufwenden. Ich werde mich aber auch auf freiwilliger Ebene engagieren. Ich denke aber, dass ich spätestens im Frühjahr wieder etwas mehr Struktur brauchen werde.
Interview von Manuel Reisinger
Bald pensioniert: Markus Brändle leitete das Solino 20 Jahre lang. Bild: mar
Da Markus Brändle in den Ruhestand geht, übergab er die Leitung über das Seniorenzentrum Solino in Bütschwil an Ralph Rütsche. Die Toggenburger Zeitung sprach mit dem ehemaligen Solino-Leiter über die Vergangenheit und die Zukunft des Seniorenzentrums.
Bütschwil Herr Brändle, Anfang Oktober übergaben Sie die Leitung des Seniorenzentrums an Ralph Rütsche. Noch sind Sie dort anzutreffen. Muss der Ruhestand noch etwas warten?
Bütschwil Markus Brändle: Es war so geplant, dass mein Nachfolger am 1. Oktober übernimmt und ich noch bis Ende Oktober bleibe. Im Moment schliesse ich noch einige Projekte ab. Morgen ? an meinem letzten Arbeitstag ? wird an einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung des Solino über den Baukredit des Neubauprojekts «Solino Plus» abgestimmt. Es freut mich, dass ich da noch dabei sein kann.
Sie haben das Solino 20 Jahre lang geleitet. Wie sind Sie zu diesem Posten gekommen?
Es war ein absoluter Glücksfall. Ich war Gemeindepräsident von Jonschwil und kandidierte im Herbst 2000 als Stadtpräsident von Gossau. Da ich nicht auf zwei Hochzeiten tanzen wollte, gab ich als Gemeindepräsident von Jonschwil den Rücktritt. Kurz vor der Wahl zog ich meine Kandidatur in Gossau allerdings wieder zurück. So hatte ich plötzlich gar nichts mehr. Daraufhin kam das Solino auf mich zu. Aus politischer Sicht war es schmerzhaft, aber für mein Naturell und meine Fähigkeiten war die Stelle im Solino viel geeigneter. Heute darf ich sagen, dass es ein Traumjob war.
Und werden Sie jetzt wieder politisch aktiv?
Nein, ich war Gemeindepräsident und Kantonsrat. Die Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte, haben mir als Solino-Leiter oftmals geholfen, aber ich vermisse die aktive Politik überhaupt nicht.
Was hat sich beim Solino in den letzten 20 Jahren verändert?
Als ich die Leitung übernahm, war es ein klassisches Alters- und Pflegeheim. Dann haben wir es mit dem qualitativen Ausbau der Dienstleistungen und Infrastruktur zu einem regionalen Seniorenzentrum gemacht. Heute hat es 100 Bewohnende, 130 Mitarbeitende, wovon 20 Lernende sind und 50 Freiwillige. Die Ausbildung von jungen Berufsleuten, insbesondere auch von dipl. Pflegefachpersonen, war mir stets wichtig.
Wenn Sie jetzt noch einmal am Anfang Ihrer Tätigkeit als Leiter des Solino stehen würden: Was würden Sie anders machen?
Ich war oft ein Visionär, der stets einen Schritt vorausdenken und handeln wollte. Allerdings habe ich bei einigen Projekten etwas zu viel Energie verpufft. Mit den Jahren bin ich mehr zum Realist geworden.
Inwiefern wird sich das Solino in den nächsten Jahren verändern?
Die Ansprüche der Leute an ein Seniorenheim haben sich stark gewandelt und werden sich in Zukunft noch weiter verändern. Die Vorkriegsgeneration war sehr genügsam. Die Babyboomer haben allerdings andere Bedürfnisse. Sie wollen möglichst lange selbständig und selbstbestimmend sein und nur bei Bedarf auf ausgewählte Dienstleistungen zurückgreifen. Darauf muss man jetzt reagieren, sonst hat man bald ein leeres Haus. Mit dem Projekt «Solino Plus» werden die vorgelagerten Angebote weiter ausgebaut. Es sollen Pflegewohnungen entstehen, in denen die Leute schon wohnen können, bevor sie Pflegedienstleistungen benötigen. So können sie auch in ihren eigenen vier Wänden bleiben, wenn sie Pflege benötigen. Mit diesen Bedürfnissen und der Umsetzung des Bauprojektes wird sich mein Nachfolger Ralph Rütsche befassen müssen.
Fiel es Ihnen schwer, die Leitung über das Solino abzugeben?
Eine gewisse Wehmut ist vorhanden. Doch die Freude überwiegt. Die Corona-Pandemie hat da auf jeden Fall geholfen, um loslassen zu können. Ich will die Erfahrung nicht missen, aber die letzten eineinhalb Jahre haben mich phasenweise auch an meine Grenzen gebracht. Die ständige Unsicherheit, die schnell wechselnden Massnahmen, die Isolationen und Besuchsverbote waren für alle ? Bewohnende und Mitarbeitende ? sehr belastend.
Hat sich die Situation rund um das Virus unterdessen beruhigt?
Beruhig schon, aber es ist nach wie vor ein grosses Thema, vor allem im Hinblick auf das Impfen und Testen. Und es gibt immer wieder positive Corona-Fälle und auch Personal, das ausfällt. Zudem ist die Spaltung, die man in der Gesellschaft aufgrund der Massnahmen erlebt, auch beim Personal zu spüren. Die Leute sind zum Teil ausgebrannt. So schlimm wie im letzten Jahr ist es aber zum Glück nicht mehr.
Gab es in den letzten 20 Jahren ähnliche Herausforderungen?
Nein, die Pandemie war führungsmässig die grösste Herausforderung meiner beruflichen Tätigkeit. Es gab lange Tage und schlaflose Nächte. Ausserdem gab es kein Handbuch, das sagte, wie man handeln sollte. Gleichzeitig war es aber auch die spannendste Zeit. Wir konnten viel Erfahrung sammeln und haben gemerkt, dass der Betrieb im Notfall auch mit vielen Einschränkungen möglich ist. Besonders erfreut war ich über das Vertrauen, das uns die Bewohnenden und Angehörigen entgegenbrachten und über den grossartigen Einsatz der Mitarbeitenden und vieler Freiwilliger.
Was haben Sie unternommen, um das Personal zu motivieren?
Wir haben versucht, den Mitarbeitenden in dieser schwierigen und unberechenbaren Zeit möglichst viel Wertschätzung entgegenzubringen, unter anderem indem wir kleine Anerkennungen verteilt haben. Zudem genehmigte der Verwaltungsrat einen Corona-Bonus, also einen zusätzlichen Geldbetrag für alle Mitarbeitenden.
Haben Sie schon konkrete Pläne für den Ruhestand?
Zuerst will ich einfach einmal den Ruhestand erfahren. Dazu gehe ich ab Montag für einige Tage ins Kloster Disentis. Ich habe in meinem Leben viel und sehr gerne gearbeitet. Einige andere Lebensbereiche kamen dabei aber etwas zu kurz. Ich hatte Angebote für Mandate, die ich übernehmen könnte. Aber ich habe alles zurückgestellt. Stattdessen möchte ich mehr Zeit für mich und für die Beziehungspflege mit meiner Familie, den Grosskindern, Freunden und Bekannten aufwenden. Ich werde mich aber auch auf freiwilliger Ebene engagieren. Ich denke aber, dass ich spätestens im Frühjahr wieder etwas mehr Struktur brauchen werde.
Interview von Manuel Reisinger
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