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Sonntag, 7. März 2021
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Ich lese: Der Genfer Staatsrat Pierre Maudet sei wegen Vorteilsannahme gerichtlich verurteil worden. Er hat sich und seine Familie auf eine sehr teure, bezahlte Luxusreise an ein Autorennen nach Abu Dhabi einladen lassen. Er muss neben einer hohen... weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
TV: «Dunkirk» Im Frühjahr 1940 haben Hitlers Truppen Belgien, Holland und Teile Frankreichs überrannt und die übrig gebliebenen französisch-britischen Streitkräfte in einem kleinen Küstengebiet bei Dünkirchen eingekesselt. In einer einzigartigen... weiterlesen
Es war ein nasser Samstag im Februar 2020, als es nach 22 Uhr vor unserem Balkon plötzlich wahnsinnig hell wurde. Da war Blaulicht. Filmlicht. Mehrere Polizeiautos. Kameras. Gewusel. Und ein Haufen Polizisten. Ich, ganz Gafferin im Herz, machte es.. weiterlesen
Wattwil/Lichtensteig Am 6. April eröffnete das Toggenburger Museum seine aktuelle Sonderausstellung. Unter dem Motto «Back to the Future» zeigt die Architekturschau noch bis zum 27. Oktober, dass Art-Déco auch im Toggenburg Thema war. «Back to the Future: Spuren der Moderne im Toggenburg 1920-1940» nennt sich die neuste Sonderausstellung des Toggenburger Museums. Zusammengestellt hat sie der Zürcher Architektur- und Kulturgeschichtsforscher Marcel Just. «Ich finde es faszinierend, wie die Moderne auch in die Provinz gekommen ist», erklärte er während der Vernissage vom letzten Samstag seinem Publikum. Über 50 Gäste fanden sich im Lichtensteiger Rathaus für Kultur zu Justs Eröffnungspräsentation ein, die meisten würden im Anschluss die Ausstellung im Toggenburger Museum besuchen und die Blockfabrik besichtigen. Und gut 30 Interessierte waren bereits vor der Vernissage mit Just unterwegs, um in Wattwil nach Spuren der Moderne zu suchen.
Marcel Just leitete den Architektur-Spaziergang zügig, seine Erzählungen waren interessant und informativ. Die Teilnehmenden zeigten sich erstaunt darüber, wie viele Zeitzeugen aus den Jahren 1920 bis 1940 es in Wattwil noch immer zu sehen gibt. Just führte die Gruppe bei bestem Frühlingswetter über sieben Stationen durch die Toggenburger Moderne. Einen starken Impuls hatte damals die Firma Heberlein gegeben, erklärte Just. So hat das Industrieunternehmen etwa den Bau des Volkshauses bezahlt – «1923 blieb die Architektur aber noch ganz brav», lachte Just während dieses zweiten Zwischenstopps. Er fände es interessant, wie Heberlein nur zwei Jahre später mit dem «Haus Casablanca» aus den architektonischen Vollen geschöpft habe. Das St. Galler Büro Ziegler & Balmer hatte alles in den Bau der Bleicherei gesteckt, was die Moderne zwischen 1924 und 1926 hergab, vom Flachdach bis zur markanten Pilzdecke, die man noch heute besichtigen kann. «Das Casablanca-Gebäude ist eines der wenigen der Heberlein, das überlebt hat – und architektonisch das Wichtigste», wie er sagte. Eine weitere Station stellte das «Haus Thurau» dar, im Volksmund gerne «Haus ohne Dach» genannt. Der Architekt Fritz Engler baute es an der Volkshausstrasse und erschuf damit bereits 1930 das erste Flachdach-Wohnaus im Toggenburg – was bei der Bevölkerung für Spott sorgte. Als Reaktion schaltete er ein ganzseitiges Inserat in der Zeitung; in einem Manifest erklärte er die Architektur seines Eigenheims und lud die Öffentlichkeit zur Besichtigung ein. 1200 Menschen seien gekommen, erzählte Just. «Aber niemand hat dann im Anschluss so ein Haus bestellt.» Ein Jahr später jedoch sei der Dorfapotheker an Engler getreten und habe einen Auftrag erteilt. «Aber mit Satteldach, damit ihm die Kunden nicht verloren gingen.»
In seiner Vernissagen-Präsentation im Ratsaal führte Just dann aus, welche weltweiten Strömungen Architekten, Designer und Künstler wie Traugott Stauss, Hans Brunner oder eben Fritz Engler aufgriffen und im Toggenburg zu etablieren versuchten. Nicht immer sei dies von Erfolg gekrönt gewesen; viele der Werke seien später durch Anbauten oder Änderungen verschandelt worden. «Es ist wirklich eine Katastrophe, wie sie zum Beispiel Hans Brunners Ideen für den Sternen in Unterwasser verstümmelt haben», meinte Just. Das zeigt auch die Ausstellung, die das Toggenburger Museum in zwei Räumen an der Hauptgasse eingerichtet hat. Neben Originalplänen und Zeichnungen finden sich auch Fotos, die dokumentieren, was aus der Vision der ausführenden Architekten oft schon wenige Jahre später gemacht wurde.
Sascha Erni
Wattwil/Lichtensteig Am 6. April eröffnete das Toggenburger Museum seine aktuelle Sonderausstellung. Unter dem Motto «Back to the Future» zeigt die Architekturschau noch bis zum 27. Oktober, dass Art-Déco auch im Toggenburg Thema war. «Back to the Future: Spuren der Moderne im Toggenburg 1920-1940» nennt sich die neuste Sonderausstellung des Toggenburger Museums. Zusammengestellt hat sie der Zürcher Architektur- und Kulturgeschichtsforscher Marcel Just. «Ich finde es faszinierend, wie die Moderne auch in die Provinz gekommen ist», erklärte er während der Vernissage vom letzten Samstag seinem Publikum. Über 50 Gäste fanden sich im Lichtensteiger Rathaus für Kultur zu Justs Eröffnungspräsentation ein, die meisten würden im Anschluss die Ausstellung im Toggenburger Museum besuchen und die Blockfabrik besichtigen. Und gut 30 Interessierte waren bereits vor der Vernissage mit Just unterwegs, um in Wattwil nach Spuren der Moderne zu suchen.
Marcel Just leitete den Architektur-Spaziergang zügig, seine Erzählungen waren interessant und informativ. Die Teilnehmenden zeigten sich erstaunt darüber, wie viele Zeitzeugen aus den Jahren 1920 bis 1940 es in Wattwil noch immer zu sehen gibt. Just führte die Gruppe bei bestem Frühlingswetter über sieben Stationen durch die Toggenburger Moderne. Einen starken Impuls hatte damals die Firma Heberlein gegeben, erklärte Just. So hat das Industrieunternehmen etwa den Bau des Volkshauses bezahlt – «1923 blieb die Architektur aber noch ganz brav», lachte Just während dieses zweiten Zwischenstopps. Er fände es interessant, wie Heberlein nur zwei Jahre später mit dem «Haus Casablanca» aus den architektonischen Vollen geschöpft habe. Das St. Galler Büro Ziegler & Balmer hatte alles in den Bau der Bleicherei gesteckt, was die Moderne zwischen 1924 und 1926 hergab, vom Flachdach bis zur markanten Pilzdecke, die man noch heute besichtigen kann. «Das Casablanca-Gebäude ist eines der wenigen der Heberlein, das überlebt hat – und architektonisch das Wichtigste», wie er sagte. Eine weitere Station stellte das «Haus Thurau» dar, im Volksmund gerne «Haus ohne Dach» genannt. Der Architekt Fritz Engler baute es an der Volkshausstrasse und erschuf damit bereits 1930 das erste Flachdach-Wohnaus im Toggenburg – was bei der Bevölkerung für Spott sorgte. Als Reaktion schaltete er ein ganzseitiges Inserat in der Zeitung; in einem Manifest erklärte er die Architektur seines Eigenheims und lud die Öffentlichkeit zur Besichtigung ein. 1200 Menschen seien gekommen, erzählte Just. «Aber niemand hat dann im Anschluss so ein Haus bestellt.» Ein Jahr später jedoch sei der Dorfapotheker an Engler getreten und habe einen Auftrag erteilt. «Aber mit Satteldach, damit ihm die Kunden nicht verloren gingen.»
In seiner Vernissagen-Präsentation im Ratsaal führte Just dann aus, welche weltweiten Strömungen Architekten, Designer und Künstler wie Traugott Stauss, Hans Brunner oder eben Fritz Engler aufgriffen und im Toggenburg zu etablieren versuchten. Nicht immer sei dies von Erfolg gekrönt gewesen; viele der Werke seien später durch Anbauten oder Änderungen verschandelt worden. «Es ist wirklich eine Katastrophe, wie sie zum Beispiel Hans Brunners Ideen für den Sternen in Unterwasser verstümmelt haben», meinte Just. Das zeigt auch die Ausstellung, die das Toggenburger Museum in zwei Räumen an der Hauptgasse eingerichtet hat. Neben Originalplänen und Zeichnungen finden sich auch Fotos, die dokumentieren, was aus der Vision der ausführenden Architekten oft schon wenige Jahre später gemacht wurde.
Sascha Erni
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