Manuel Rüegg
hat mit dem Verein Rickenloipe über 500 Kilometer gespurt.
Ivan Louis sieht sich noch nicht in der Rolle eines Regierungsrats, schliesst aber eine spätere Kandidatur nicht aus. ale
Elf Sitze stark ist das Toggenburg im St.Galler Kantonsrat. Doch, wer vertritt die Interessen für diese Region eigentlich? Die Toggenburger Zeitung stellt Ivan Louis (SVP) aus Neu St.Johann vor.
Ivan Louis, wie sind Sie zur Politik gekommen?
Das Interesse an der Politik entstand über meinen Beruf. Ich habe mit 14 Jahren bereits erste Webseiten erstellt. Meine Kunden stammten auch aus der Politik und Heinz Habegger, der ehemalige Kantonsrat und Käser hat mir den Zugang zur Politik verschafft.
Wie kam das?
Ich habe schon 2007 Roland Büchel und Heinz Habegger im Wahlkampf unterstützt. Fünf Jahre später war ich im Wahlstab der Kantonsratswahlen tätig. Da kam die Frage auf, warum ich nicht für den Kantonsrat kandidiere. Nach den Wahlen war ich dritter Ersatz und dachte, das hat sich für die nächsten vier Jahre erledigt. Doch es kam anders und ich rückte für Roman Brändle von Bütschwil nach.
Wo würden Sie sich politisch einordnen?
Ich habe das Gefühl in der Mitte der SVP zu sein. Ich bin oftmals liberaler unterwegs als andere SVP-Vertreter. Trotzdem bin ich etwas weiter nach rechts gerutscht, seit ich im Kantonsrat bin.
Warum denken Sie, dass das so ist?
Wenn man meinen Smart-Spider von damals ansieht, hätte ich auch einer der Mitteparteien angehören können. Heute strebe ich eine klare Positionierung in meinem politischen Wirken an. Ich habe gemerkt, dass man im Rat eine klare Kante zeigen muss, um sein Ziel zu erreichen. Wenn man bereits mit einem Kompromiss in eine Verhandlung geht, kann man seinen eigenen Standpunkt nicht glaubhaft vertreten. Das ist meiner Meinung nach ein Fehler, der oft von anderen begangen wird. Ein Kompromiss verwässert die eigene Position. In der letzten Legislatur ist das Gesundheitswesen oft thematisiert worden. Es ist extrem schwächend, wenn Leute schon zu Beginn Konzessionen machen. Das sieht gegenüber der Bevölkerung gut aus, schadet aber letztlich der Sache.
Die SVP Toggenburg ist stark im Kantonsrat vertreten?
In den kommenden vier Jahren sind wir mit 42 Prozent der Stimmen und 54 Prozent der Sitze vertreten. Das ist gut, heisst aber auch, dass die Verantwortung steigt.
War dieser Wahlerfolg absehbar?
Gemäss unseren Berechnungen schien ein fünfter Sitz möglich. Dennoch ist ein Abschätzen schwierig, denn die SVP verliert auf kantonaler Ebene nach den Nationalratswahlen immer an Boden.
Sie wurden im Juni 2017, im Alter von 26 Jahren, zum höchsten St.Galler erkoren. Welche Erinnerungen haben Sie an das Präsidialjahr?
Es war eine riesengrosse Ehre für mich. Wenn man so jung ist, ist das schon speziell. Ein grosser Vorteil war, dass ich den Kanton gut kennengelernt habe. Auch die Mentalitätsunterschiede in den Regionen sind mir aufgefallen. Ich habe die Hoffnung, dass auch in den Fraktionen ein Umdenken stattgefunden hat.
Was meinen Sie damit?
Bisher war es üblich, dass jemand nach dem Präsidiumsjahr zurücktritt. Ich bin der Ansicht, dass dies nicht zielführend ist. Im Präsidialjahr lernt man sehr viel. Dieses Wissen kann man später wieder miteinbringen.
Sie werden oft als Regierungsrat ins Spiel gebracht. Dennoch hat man das Gefühl, dass Sie sich dagegen wehren. Stimmt das?
Es ehrt mich, dass ich angefragt werde. Ich müsste aber zu viel aufgeben, das mir auch wichtig ist. Ebenso stehen Projekte an, die ich noch angehen oder beenden möchte. Ich schliesse nicht aus, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt für das Amt kandidieren werde.
Sind Sie konsensfähig?
Ich denke schon. Ich bin jemand, der einen Kompromiss mittragen kann. In der Politik habe ich aber Mühe damit, dass es oft faule Kompromisse gibt. Besonders dann, wenn diese jemanden benachteiligen, der nicht mitreden kann.
Sie sind ein viel beschäftigter Mann, wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Ich bin relativ flexibel bei meiner Arbeit. Wir sind zu zweit in unserer Digitalagentur und können uns Freiräume schaffen. Wenn wir mehr Personal hätten, wäre dies schwieriger. Insbesondere mit dem Kantonsratsmandat würde es eng.
Neben Ihrer Agentur betreiben Sie auch vier Toggenburgshops. Wie sieht die Bilanz aus?
Die ist gut. Wir konnten die 24/7-Läden positiv weiterentwickeln. Den Verdienst verwenden wir für Verbesserungen oder Neues. Wir haben bis jetzt vier Standorte und möchten weiter expandieren. Darüber hinaus haben wir ein neues Projekt mit einem teilmobilen Shop aufgegleist. Momentan steht das fertiggestellte Holzhaus noch ungenutzt bei der Schreinerei. Wir suchen noch einen geeigneten Standort dafür.
Was macht Ivan Louis, wenn er nicht beruflich oder politisch unterwegs ist?
Ich nehme mir Zeit für die Familie und bin oft mit meinem Hund unterwegs. Zudem reise ich gerne. Im Mai waren wir ferienhalber in Japan unterwegs.
⋌Interview: Andreas Lehmann
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