Christian Vogel
kämpft für eine Varianten-Abstimmung für das Hallenbad Bütschwl.
In der Reihe Kantonsräte im Porträt stellt sich mit Andrea Abderhalden-Hämmerli die einzige Toggenburger Kantonsrätin vor.
NesslauAndrea Abderhalden-Hämmerli, welches Fazit ziehen Sie aus der vergangenen Legislatur?
Ich bin im September 2021 in den Kantonsrat nachgerückt und war gespannt was mich erwartet. Ich gestalte gerne mit und überlegte, wie ich mich im Rat am Besten für das Toggenburg und den Kanton St.Gallen einbringen kann.
War dieses Amt Neuland für Sie?
Ja. Es hat viele Kantonsräte, die vom Stadtparlament her einfacher zurechtkommen als ich als Gemeinderätin. Zu Beginn waren wir wegen Corona in der Olmahalle und wechselten dann in den Kantonsratssaal. Es war eine Zeit des Lernens für mich.
Für welche politischen Themen haben Sie sich stark gemacht?
Grundsätzlich denke ich, dass es meine Überzeugungen ausmachen. Ich bin Gewerblerin und interessiere mich für die Bildung. Zudem ist das, was der Freisinn verkörpert, schon ein wichtiger Punkt für mich und ich fühle mich dort sehr wohl. Ich stellte erfreut fest, dass die Unterschiede zwischen der FDP Nesslau, der FDP Toggenburg und jener des Kantons St.Gallen weit weniger sind als erwartet.
Welche Rolle spielt die FDP-Toggenburg im Kantonsrat?
Ruben Schuler und ich vertreten die FDP Toggenburg im Rat. Wir sind ein gutes Team, tauschen uns regelmässig aus und ergänzen uns bestens. Er als Jurist und junger Mann aus dem Untertoggenburg und ich im mittleren Alter als Familienfrau und Gewerblerin aus dem oberen Toggenburg. Seit Juni können Ruben Schuler und ich uns nun gemeinsam im Fraktionsvorstand einbringen.
Wo möchten Sie in der Legislatur 2024/2028 Zeichen setzen?
Ich möchte mich gerne bei der Totalrevision des Volksschulgesetzes einbringen. Es ist wichtig, dass die Schulgemeinden auf dem Land Gehör finden. Es braucht Reformen.
Im Kantonsrat (120 Mitglieder) sitzen 26 Frauen. Warum ist der Anteil an Kantonsrätinnen immer noch auf diesem Niveau?
Ich versuche schon bei den Kommunalwahlen mehr Frauen für die Politik zu begeistern. Es ist schwierig Frauen zu überzeugen, sich einer Wahl zu stellen. Viele wollen sich nicht exponieren und lehnen ab. Dabei hätten sie so viel zu sagen und ich ermutige sie, sich einzubringen. Man muss auch der Typ sein, um sich für die Politik einzusetzen. Jene, die es tun, geben Vollgas und scheuen sich auch vor dem möglichen Gegenwind nicht. Es ist aber auch wichtig, dass Frauen, die sich zur Verfügung stellen, auch gewählt werden. Ein Problem ist wohl auch, dass Frauen häufig auch keine Frauen wählen.
Seit 2017 sind Sie Gemeinderätin von Nesslau. Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Die Einführung der schulergänzenden Betreuung wird bei uns im August gestartet. Ich habe mich als Kita-Vorstandsmitglied für eine Leistungsvereinbarung zwischen Nesslau und Ebnat-Kappel eingesetzt. Es galt einiges an Vorarbeit zu leisten. Die Ausführung der Massnahmen obliegen nun der Kita. Es ist wertvoll, wenn man Synergien, wie hier mit der Kita, binden kann.
Sie sind mit dem dreifachen Schwingerkönig Jörg Abderhalden verheiratet, Mutter von drei Kindern, engagieren sich als Unternehmerin, Verwaltungsrätin und unter anderem als OK-Präsidentin des Schwägalp-Schwinget. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Dies ist eine Frage, die man meist nur Frauen stellt und Männern nicht (schmunzelt). Meine Engagements beruhen auf Teilzeitmandaten. Ich mag es, wenn ich mich einsetzen kann und etwas läuft. Unsere Kinder sind bereits im Berufsleben tätig oder steigen demnächst ein. Sie stehen auf eigenen Beinen. Das macht Eltern stolz und ist für uns ein Meilenstein, wenn das passiert. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt und es ist Zeit für eine Auslegeordnung.
Die Neuorientierung hat mich angespornt, mich für das Amt der Schulratspräsidentin von Nesslau zu bewerben.
Können Sie schwer Nein sagen?
Ich musste es lernen. Als Jörg noch aktiver Schwinger war und grosse Erfolge feierte, organisierte ich alles um ihn herum. Ich musste unter anderem auch lernen die unzähligen Medienanfragen zu bündeln und wenn nötig Nein zu sagen. Heute gelingt mir das in der Regel sehr gut.
Zum zweiten Mal stehen Sie dem Schwägalp-Schwinget vor. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?
Wir sind mit den Vorbereitungen auf Kurs. Wir führen ein Bändelsystem ein. Das heisst, wir versenden die Eintrittsbändel per Post. Damit soll die Eingangskontrolle schneller voran gehen. Die Kontrollen an den Eingängen werden somit vereinfacht und der Bändel berechtigt zudem zur Anreise mit dem öffentlichen Verkehr. Wir möchten künftig auch die Rechnungen für die Eintritte per Mail versenden.
Wie erklärt sich der seit Jahren anhaltende Schwingfest-Boom?
Grundsätzlich geht es um den Sport. Die Schwinger sind, nebst den Helferinnen und Helfern, unser wichtigstes Gut. Am Ende des Tages ist es aber nicht nur ein sportlicher Anlass, sondern ein gemeinsames Erleben. Ich denke unsere Wurzeln bringen uns auch wieder dahin zurück. Man darf nicht vergessen, dass der Kampf Mann gegen Mann schon immer fasziniert hat.
In einem SRF-Podcast erfährt man, dass sie ein Faible für den Lake Tahoe in Amerika haben. Reisen Sie gerne?
Ja, wir sind gerne auf Reisen. Zum Lake Tahoe, der etwa die Grösse des Bodensees aufweist, haben wir eine besondere Beziehung. Es gibt dort eine schweizerische Schwingercommunity und es sind Freundschaften entstanden, die wir pflegen. Wir besuchen uns gerne gegenseitig.
Wir haben den Schwendisee oft auch mit den Kindern besucht. Es ist schön dort. Als Feriendestination bevorzugen wir aber den Lake Tahoe.
Was haben Sie sich in Ihrer Agenda für das zweite Halbjahr rot angestrichen?
Wie könnte es anders sein, das Schwägalp-Schwinget am Sonntag, 18. August natürlich. Aber auch der 22. September, mit den Gesamterneuerungswahlen auf kommunaler Ebene ist rot markiert.
Interview: Andreas Lehmann
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