Gianfranco Salis
gehört zu den Initianten eines neuen Fests im Seedorf Schmerikon.
Alex Hollenstein referiert über den Stromverbrauch.
Geschäftsführer und Leiter der Thurwerke AG Alex Hollenstein referierte am «Zentrum-Znüni» in Wattwil zum Thema Stromversorgung. Dutzende Menschen haben sich am Freitagmorgen im Alters- und Pflegeheim Risi versammelt, um diesem Thema nachzugehen.
Wattwil Der Raum ist gefüllt mit «Gwerblern», die Alex Hollenstein gespannt zuhören. Am monatlichen «Zentrum-Znüni» referiert er zum Thema Stromversorgung. Unter anderem klärt er über eine mögliche Strommangellage, die folgenden Eskalationsschritte und die hohen Stromkosten auf. Bereits im Oktober 2021 stellte sich die Frage, ob der Schweiz der Strom ausgeht. Ein Jahr später hat sich diese Lage noch nicht verbessert. Seit dem vierten Quartal 2021 ist der Energiepreis rasant angestiegen, geradezu explodiert. Zeitweise war er 20-mal so hoch wie in Normalzeiten.
Dazu kommt es, sobald ein Ungleichgewicht von Stromangebot und Stromnachfrage über einen längeren Zeitraum herrscht. Den grössten Einfluss auf den Stromverbrauch hat das Wetter. Bei warmem Wetter wird weniger Energie gebraucht. Ein kalter Winter, bei dem vermehrt elektrische Energie benötigt wird, kann ein solches Ungleichgewicht verursachen. Problematisch bleibt es auch, wenn die französischen Kernkraftwerke weiterhin keinen Strom exportieren können. Ausserdem können weitere Energieproduktionen ausfallen. Sobald eine Strommangellage zustande kommt, greift die Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (Ostral) ein.
Die erste Massnahme ist einen Aufruf zum Sparen. Wenn sich die Situation nicht verbessert, können Einschränkungen oder Verbote nicht zwingend benötigter Geräte und Anlagen eingeführt werden. Dies kann ein Verbot für die Benutzung von privaten Saunas, Weihnachtsbeleuchtungen, Tumbler und Elektroautos bedeuten. In der Öffentlichkeit können der Betrieb von Sportanlagen und von Kulturveranstaltungen verboten werden. Selbst eine Netzabschaltung für einige Stunden für alle Verbraucher ist möglich.
Der Strompreis setzt sich aus drei Hauptkomponenten zusammen: den Energiekosten, den Kosten für die Infrastruktur und den gesetzlichen Angaben. Die Erhöhungen, die für 2023 in der ganzen Schweiz angekündigt wurden, sind hauptsächlich den gestiegenen Energiekosten geschuldet. Einen Einfluss auf den Strompreis haben die massiven Schwierigkeiten bei den französischen Kernkraftwerken. Sowie eine Vielzahl ungeplanter Produktions- und Lieferausfällen in den Gas- und Kohlemärkten. Ausserdem wurde ein windarmes und trockenes 2022 der Wind und Wasserenergie zum Verhängnis. Die Lieferreduktion von Russland beeinflusst den Strompreis ebenfalls.
Seit 1. Januar 2020 wendet die eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) die «75-Franken-Regel» an. Diese gilt zur Beurteilung der Angemessenheit der Energietarife. Dabei werden die Verwaltungs- und Vertriebskosten, die sonstigen Kosten und der Gewinn im Energiebereich in das Verhältnis zu den Rechnungsempfängern gesetzt. Liegt dieser Wert bei 75 Franken pro Rechnungsempfänger oder darunter, beurteilt die «Elcom» die Kosten und den Gewinn grundsätzlich als nicht auffällig.
Zusammen kann der Energieverbrauch im Alltag deutlich reduziert werden, ohne an Lebensqualität einzubüssen. Auch die Abhängigkeit vom Ausland kann eingeschränkt werden. Diese Massnahmen senken den Energieverbrauch: die Waschmaschine kann auf maximal 40 Grad eingestellt werden. Die Mindesttemperatur eines Kühlschrankes sollte 6 Grad sein. Die Räume auf maximal 20 Grad mit elektronischen Heizungen wärmen. Die Verwendung von Warmwasser sollte nicht höher als bei 60 Grad sein. Ausserdem helfen kleine Dinge wie: Kochen mit Deckel, Lichter löschen, Geräte richtig abschalten, duschen statt baden. Es wird nicht empfohlen, in Strom-Engpässen Kerzen zu verwenden. Diese könnten ein Haus in Brand setzen. Stattdessen solle man auf LED-Lampen zurückgreifen.
Das Ziel ist der Ausstieg aus der Kernenergie, der Ausbau erneuerbarer Energie und die Steigerung der Energieeffizienz. Dazu gehört: keine neuen Kernkraftwerke werden gebaut und die Bestehenden werden noch solange sie sicher sind benutzt. Ausserdem soll der Gesamtenergieverbrauch pro Kopf bis 2035 um 43 Prozent gesenkt werden. Der Stromverbrauch pro Kopf soll bis 2035 um 13 Prozent senken. «Die Eigenproduktion mit Photovoltaikanlagen (PV) ist eine gute Sache,» erklärt Alex Hollenstein, «nur leider löst es das Winterstromproblem nicht».
«Voraussichtlich werden die Energiepreise im Jahr 2024 immer noch hoch sein», bedauert Alex Hollenstein. Sparen und ein bewusster Umgang mit der Energie ist sinnvoll: «Die nichtgebrauchte Energie ist immer die günstigste,» so Alex Hollenstein. «Wenn der Winter nicht sehr kalt wird und die französischen Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen werden, bin ich zuversichtlich, dass wir von den Stromabschaltungen verschont bleiben.»
Von Soraya Stoni
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