Manuel Rüegg
hat mit dem Verein Rickenloipe über 500 Kilometer gespurt.
Gabi Tremp, Gemeindepräsidentin von Schänis, sagt von sich, dass sie sei keine klassische Politikerin sei.
Seit dem 1. Januar 2023 ist Gabi Tremp (Mitte) Gemeindepräsidentin von Schänis. Sie sagt, das erste Jahr sei happig gewesen, doch jetzt sehe sie langsam, dass die Bemühungen Resultate bringen. Im Herbst will sie sich der Wiederwahl stellen.
Schänis Vor etwas mehr als einem Jahr ist Gabi Tremp für die Mitte Gemeindepräsidentin von Schänis geworden. Mit ihrem Vollzeitpensum ist sie die Einzige im Gemeinderat mit einer Festanstellung. Vor ihrer Wahl am 25. September 2022 war sie bereits Mitglied des Rats und war für das Ressort «Kultur, Freizeit und Sport» verantwortlich. Dabei sagt die 57-Jährige von sich, sie sei keine klassische Politikerin. Sie erklärt: «Hier im Dorf wird Politik ganz anders gelebt als in Bundesbern. Mir ist wichtig, dass wir immer im Dialog mit der Bevölkerung stehen und dass wir so die beste Lösung fürs Dorf finden.» Zum Beispiel bei der Schulraumplanung. «Über unsere Dörfer verteilt haben wir fünf Schulstandorte, doch es fehlt an Schulraum in Schänis. Für den Kindergarten müssen wir nun ein Provisorium aufstellen.» Das sei nötig, weil das Stimmvolk den Ausbau des Schulhauses Chastli im Jahr 2021 abgelehnt habe. Gut 550 Schüler und Schülerinnen werden in Maseltrangen, Rufi und Schänis beschult. Letztes Jahr hat die Gemeinde die 4000-Einwohnerzahl geknackt. «Wir streben ein moderates Wachstum an», sagt Tremp und zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung. Es seien keine grossen Neuüberbauungen hängig. «Als ländliche Gemeinde mit grossem Zusammenhalt ist uns das gesellschaftliche Leben wichtig. «Auf keinen Fall wollen wir eine Schlafgemeinde sein, sondern hier soll etwas laufen», sagt sie bestimmt. Und das tut es auch. Eben ging die Fasnacht zu Ende, bald steht die Sport- und die Kulturwoche auf dem Programm.
Neben der zweiten Etappe der Hofbachsanierung, die aufgegleist werden muss, beschäftigt sich der Gemeinderat auch mit der Orts- und Zonenplanung. Schänis machte kürzlich auch Schlagzeilen, weil das Dorf sich gegen den geplanten Windpark wehrt. Tremp sagt: «Ich bin nicht aus Prinzip gegen Windkraft, aber das Vorgehen des Kantons empfinden wir als nicht richtig.» Sie sei an einer Infoveranstaltung vor einem Jahr mit der Tatsache überrumpelt worden, dass Schänis auf einmal Standort von Windenergie werden sollte. Die Gemeindepräsidentin macht sich in erster Linie Sorgen um das Grundwasser. Es sei unvorstellbar, wie ein 200 Meter hohes Windrad in diesem Turben-boden verankert werden könne, ohne dass der Grundwasservorrat in Mitleidenschaft gezogen würde. Eine weitere Sorge ist der Segelflugplatz – ein weit über die Region hinaus beliebtes Ausflugsziel für Familien und Sportler. Die Windräder würden den Flugverkehr kaum mehr ermöglichen, es wäre wohl das Aus für den Flugplatz. «Wir haben unsere Vernehmlassung abgegeben und unsere Bedenken nach St.Gallen gemeldet», sagt sie. «Ich bin gelassen und harre der Dinge, die da kommen.»
Den ersten Kontakt mit Politik hatte Tremp durch ihren Vater, der in Grüningen im Zürcher Oberland Gemeinderat war. Ihr erstes politisches Amt trat sie aber erst 2017 an, als sie selbst Gemeinderätin wurde. Und warum wollte sie 2022 Gemeindepräsidentin werden? Tremp muss nicht lange überlegen und sagt: «Wenn ich im Gemeinderat sitze, dann ist es mir nicht egal, wer dem Rat vorsteht.» Sie liess sich als Kandidatin aufstellen, sagte sich aber, wenn jemand käme, der alles kenne und wisse, wie alles laufe, dann müsse sie nicht unbedingt Präsidentin werden. So eine Person kam aber nicht: Einige zogen sich zurück, weil sie keine Zweierkandidatur wollten («das geht ja gar nicht!») und so blieb ein einziger Gegenkandidat: Sie blieb im Rennen und wurde auch gewählt. «Das erste Jahr war happig», sagt sie rückblickend. Erst jetzt merke sie, wie die Räder langsam in sich greifen. Aber: «Ich bin noch nicht am Ziel». So wird sie sich im kommenden Herbst auch der Wiederwahl stellen, allerdings ohne grossen Wahlkampf, wie sie sagt und bestimmt anfügt: «Präsidentin nur für zwei Jahre… das macht man einfach nicht!» Michel Bossart
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